Das Rathaus am Marktplatz (Foto: Ulrich Siewers PR)
Das Städtchen Polch am Nordwestrand des Maifeldes
hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte
der Osteifel entwickelt. Dank guter Verkehrsverbindungen und die Nähe zu den
Ballungszentren an der Rheinschiene haben sich zahlreiche namhafte Unternehmen
im Gewerbe- und Industriegebiet nördlich des Ortes mit direktem Anschluss an die
Autobahn A48 niedergelassen. Gleichzeitig entstanden rund um den alten Ortskern
neue Wohngebiete, in denen insbesondere junge Familien eine neue Heimat gefunden
haben. Zu Polch gehören die Stadtteile Kaan, Ruitsch und Nettesürsch. Den 6 670
Einwohnern stehen moderne Schulen, genügend Ärzte und Dienstleister sowie eine
ganze Reihe moderner Einzelhandelsgeschäfte und -märkte zur Verfügung. Darüber
hinaus bietet die Stadt ihren Bürgern eine Reihe von Sport- und
Freizeiteinrichtungen an.
Siedlungsfunde beweisen, dass die fruchtbare Gegend
um und in Polch bereits in der
Jungsteinzeit besiedelt
war (Bandkeramikkultur, 5500 bis 4500 v. Chr). Auch die Römer nutzten sie als
Kornkammer. Spuren ihrer alten Wege, Villen, Kastelle und Grabstätten sind noch
heute aus der Luft (Luftbildarchäologie)
deutlich zu erkennen.
Erst im Jahre 1052 taucht der Name Polch in einer
Urkunde des Trierer Erzbischofs Eberhard. Das
ursprüngliche Reichsgut im
Maifeld, das über eine eigene Gerichtsbarkeit verfügte, wurde von einer Gruppe
adeliger Ritter verwaltet, die als "Polcher
Märker und Erben" bezeichnet wurden. Im Jahre 1354
erwarb Erzbischof Balduin von Trier die Gerichtsbarkeit und setzte einen Vogt
ein, der von da an den Grundbesitz verwaltete. Er residierte in der Polcher Burg
im Ortskern, der im Mittelalter von einer Wehrmauer und einem Wallgraben umgeben
war. Von den Resten der Wehranlagen, die noch bis in die Mitte des
vorigen Jahrhunderts erhalten waren und an deren Vorhandensein die Straßennamen
Burggasse, Grabenstraße und Im Wallgraben noch immer Zeugnis geben, ist heute
nichts mehr zu sehen.
Bis zur Besetzung der Rheinlande durch die Truppen
Napoléons gehörte das Kirchspiel Polch zum
Oberamt Münstermaifeld im
Kurfürstentum Trier. Unter französischer Verwaltung wurde der Ort ab 1800
Amtssitz (Mairie) und ist heute Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung Maifeld. Im
Jahr 1987 wurden Polch die Stadtrechte verliehen.
Pfarrkirche St. Stephan
Die über 50 Meter hohen Doppeltürme der
katholischen Pfarrkirche St. Stephan prägen weithin sichtbar das Stadtbild von
Polch. Das monumentale dreischiffige Hallenbau wurde zwischen 1849 und 1852 im
damals beliebten klassizistisch-neoromanischem Stil erbaut. Der romanische
Vorgängerbau aus dem 12./13. Jahrhundert war zuvor abgerissen worden.
Die beiden Türme der Pfarrkirche St. Stephanus sind das Wahrzeichen des Ortes (Foto: Ulrich Siewers PR)
Georgskapelle
Zu den ältesten Kirchen der Eifel zählt die
Georgskapelle, die um 1200, vielleicht sogar noch früher entstanden ist. Es gibt
Hinweise, dass die Kapelle auf den Resten eines römischen Marstempels errichtet
wurde. Der steinerne Kopf, der den Westgiebel des Gotteshauses ziert, wird in
einer Polcher Chronik der römischen Fruchtbarkeitsgöttin Ceres zugeordnet. Mit
großer Wahrscheinlichkeit ist der Türsturz am Eingang des südlichen
Seitenschiffs ein wieder verwendetes Grabfragment aus der römischen Epoche,
dessen eingemeißelte lateinische Inschrift "Caio attio caro et eius
suavissimae uxori amato patruo amatae aviane filii" lautet.
Georgskapelle und Friedhof (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die sehenswerte
barocke Innenausstattung der dreischiffigen querhauslosen romanischen Basilika
stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Georgskapelle bildet
zusammen mit dem sie umgebenden Friedhof aus dem Jahre 1806 eine Denkmalszone. Unter den alten Kastanienbäumen stehen zahlreiche Grabkreuze und -denkmäler
aus verschiedenen Epochen, darunter auch solche aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Historisches Grabkreuz von 1638 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Ehemalige Synagoge
Ein Reiseführer berichtet im Jahr 1895 über
Polch: "2.673 Einwohner (davon 59 Juden), kath. Kirche im romanischen Stil, 2
Kapellen, Synagoge"
Die dort erwähnte Synagoge wurde 1867 bis 1877
nach den Plänen des Koblenzer Architekten
Hermann Nebel erbaut. In der
Kristallnacht wurde auch dieses Gotteshaus vom Mob der
Nationalsozialisten geschändet und in Brand gesetzt. Da die Polcher Feuerwehr
rechtzeitig eingriff, brannte die Synagoge nicht vollständig aus. Sie wurde nach
dem 2. Weltkrieg von der Ortsgemeinde instandgesetzt und dient heute als Raum
für kulturelle Veranstaltungen. Die ehemalige jüdische Gemeinde existiert seit
dem Holocaust nicht mehr.
Bahnhof Polch
Am
12. November 1904 wurde die Bahnstrecke Mayen - Koblenz feierlich dem Verkehr
übergeben. Die neue direkte Zugverbindung verband auch Polch und Ochtendung und
damit das fruchtbare Maifeld mit dem großstädtischen Verbraucherzentrum Koblenz.
Ab dem 15. März 1916 zweigte von dieser Linie in Polch eröffnete Nebenstrecke
nach Münstermaifeld ab, das wegen seiner Viehmärkte damals große Bedeutung
hatte.
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die
zunehmende Verlagerung des Transports von Waren und Personen von der Schiene auf
die Straße machte die Bahnlinie in den 1970-er Jahren unrentabel.
Am 9. Dezember 1983 verkehrten
letztmals Züge auf den Abschnitten Mayen - Ochtendung und Münstermaifeld -
Polch. Der Schienenstrang wurde abgebaut.
Heute dient die ehemalige Bahntrasse
samt dem Viadukt über dem Nettetal bei Hausen und dem sich danach anschließenden
Tunnel als beliebter Radweg. Der alte Bahnhof in Polch entwickelte sich in ein
beliebtes Ausflugslokal.
Der ehemalige Bahnhof ist heute ein renommiertes Speiselokal (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der Ortsteil Nettesürsch liegt ein wenig abgelegen nördlich von Polch im Kellbachtal, einem kleinen Nebental des Flüsschens Nette. Um ein etwas windschiefes Kapellchen, das dringend der Renovierung bedarf, gruppieren sich nur wenige Häuser. Früher gab es in Nettesürsch mit einem eigenen Haltepunkt eine Bahnverbindung sowohl nach Mayen - Gerolstein als auch über Polch nach Koblenz. Heute verläuft über die ehemalige Bahntrasse der im Sommer viel befahrene Radweg von Mayen nach Polch.
Die Räder des Förderturms stehen bereits seit Jahren still (Foto: Ulrich Siewers)
Die eigentliche Bedeutung des Ortes liegt tief unter der Erde. Dort liegen beträchtliche Vorkommen eines wertvollen Natursteinproduktes, das vor 400 Millionen Jahren aus feinsten Meeresablagerungen (Tonschlick) entstand und später als Moselschiefer zu Weltruhm gelangte.
Der Schiefer-Bergbau in Nettesürsch geht bis ins
15. Jahrhundert zurück. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte der Abbau
über Stollen noch oberhalb der Talsohle. 1928 wurde der jetzige Hauptschacht
der Grube Margareta abgeteuft, dessen Schachtgerüst noch in ursprünglichem
Zustand ist. Dieser Schacht wurde dann schrittweise bis zu einer Tiefe von 220
m geführt.
Leider ist die Bergwerksromantik in Nettesürsch schon
vorbei, denn heute führt ein mit LKW befahrbarer Serpentinen-Tunnel als
Hauptförderstollen in die Tiefe. Diese seit 1994 weltweit beachtete Innovation
sichert dem Förderunternehmen die notwendige Wirtschaftlichkeit um sich gegen
Mitbewerber im Bereich des Tagebaus behaupten zu können.
Wer mehr über das Qualitätsprodukt Moselschiefer erfahren möchte, findet ausführliche Informationen auf der Homepage der Rathscheck-Gruppe >>> hier