Wie eine Insel liegt die Fraukirch mitten in fruchtbarem Ackerland (Foto: Ulrich Siewers PR)
Fraukirch ist ein kleiner Wallfahrtsort in der Pellenz, der
nur aus dem ehemaligen Klostergut Fraukircherhof und einer kleinen, vormals
dreischiffigen Kirche besteht.
Nach der regionalen Genovevasage baute Pfalzgraf Siegfried, der in Mayen
im 8. Jahrhundert residiert haben soll, die Kirche zum Dank für die Errettung
seiner Frau Genoveva durch die Gottesmutter Maria. Historisch betrachtet ist
die Legende eher zweifelhaft, aber nach wie vor Stoff für literarische Werke.
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Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert fanden in
Fraukirch regionale Gerichtstage für die umliegenden Pellenzgemeinden statt.
Die Kirche wurde urkundlich zum ersten Mal im 13. Jahrhundert erwähnt. Bis 1764
war sie im Besitz des Bischofs von Trier und ging dann an die Abtei Maria Laach
über. Diese ließ die Kirche und den dazu gehörenden Fraukircherhof im Stil des
Barock umbauen. 1804 erwarb der Thürer Landwirt Johann Wilhelm Nell das Anwesen
aus dem säkularisiertem Klosterbesitz. Der Gutshof ist seitdem im Privatbesitz
der Familie Sesterhenn, den Nachfahren Nells. Die Fraukirch gehört seit einer
Schenkung im Jahr 1906 zur Pfarrgemeinde St. Johannes in Thür.
Die ursprünglichen Seitenschiffe waren 1840 witterungsbedingt so verfallen, dass sie aus Sicherheitsgründen
abgerissen und die offenen Seiten zugemauert werden mussten. Die Spuren sind geblieben (Foto: Ulrich Siewers PR)
Im Mittelalter war die Fraukirch rechtlicher Mittelpunkt der vierzehn Pellenzdörfer. Neben der Kirche im so genannten "Pellenz-Haus" tagte das sowohl das Hochgericht als auch das alte "Märkerding der Pellenzer Hundert- und Markgenossenschaft".
Der Hochaltar ist das Werk eines Meisters der Mayener Schule und zählt zweifelsohne zu den Höhepunkten der ländlichen Steinmetzkunst in der Eifel. Das aus farbig gefasstem Tuff geschaffene Altarbild aus dem
Jahre 1667 zeigt in prächtiger, plastischer Darstellung (Knorpelstil) in Form
einer detailreichen Bildergeschichte die Genovefa-Legende.
Das zentrale Motiv des Hochaltars ist die Genovefasage einschließlich der brutalen Hinrichtung des untreuen Golo (Foto: Ulrich Siewers PR)
Vor der Darstellung einer Schmerzhaften Mutter Gottes (Mater dolorosa) auf dem Seitenaltar stehen täglich frische Blumen - ein sichtbares Zeichen gelebter Volksfrömmigkeit (Foto: Ulrich Siewers PR)
In einer hinteren Ecke im Schatten der Empore steht aufrecht eine Grabplatte mit einer lebensgroßen Darstellung
eines Ritters und seiner Frau, eines von drei unbekannten fränkischen
Adelspaarrn, die vermutlich in der ursprünglichen Kirche ihre letzte Ruhe fanden. Ein historischer Bezug zum Pfalzgrafen Siegfried und seiner Genovefa ist nicht nachweisbar und gilt als eher unwahrscheinlich..
Ebenfalls in der Kirche befindet sich jetzt das so
genannte Golokreuz, das früher an der Kreuzung der Straße von Thür nach
Kruft mit dem Weg zur Richtstätte auf der Anhöhe stand (heute steht an dieser
Stelle nur eine Kopie), auf der - so die Sage - Golo gevierteilt worden sein
soll. Der Bildstock aus Basalt besteht aus einem sechseckigen Fuß, einem
Rundpfeiler, der vollständig mit einem Text aus gotischen Minuskeln überzogen
ist und einer Bildnische mit einem Giebeldach.
Das originale Golokreuz und die vermeintliche Grabplatte von Siegfried und Genovefa (Foto: Ulrich Siewers PR)
Lehmann-Brauns, Elke Zeiten, Zank und Zauber Die alten Dorfkirchen in der Eifel Köln: Bachem Verlag 1996
Ein so genanntes "Engelskelchkreuz" von 1648 neben der Kirche (Foto: Ulrich Siewers PR)
Eine Zusammenfassung der Geschichte der Fraukirch und ihrer kulturellen Bedeutung für die Osteifel-Region gibt es >>> hier
Verbandsgemeinde Mendig Marktplatz 3 D 56743 Mendig fon +49 (0) 26 52 98 00 14