Der historische Ortskern mit Kirche und Resten der mittelalterlichen Befestigung (Foto: Ulrich Siewers PR)
Einer der schönsten Wege von Mayen an die Mosel
führt über die Moselschiefer-Straße nach Kaisersesch. Das kleine
Eifelstädtchen, dessen Wahrzeichen der schiefe
Kirchturm der St.-Pankratius-Kirche ist, war schon immer eine
Straßenetappe. Hier kreuzt die wichtige Ost-Westautobahn A 48 nicht nur die
besinnliche Touristenroute ins Moseltal, sondern verläuft weitgehend parallel
zur antiken Straßenverbindung zwischen Trier, Mayen und dem Rhein bei Andernach
und Koblenz.
Die Reste der "Römerstraße" (auch
"Römerwall" genannt) sind im im Forst Langheck am südwestlichen Stadtrand in der
Nähe des Bahnhofs noch heute deutlich erkennbar. Auf ihr wandern seit dem
Mittelalter Pilger auf dem Weg nach Trier, nach Rom oder zum Grab des
Apostels Jakobus des Älteren nach Santiago de Compostela in Spanien (Jakobsweg).
Die Stadt Kaisersesch hat für die Jakobspilger eigens eine
Übernachtungsmöglichkeit geschaffen.
Dieses Zeichen führt den Jakobspilger bis an die spanische Atlantikküste nach Santiago de Compostela (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Trasse der "Römerstrasse" im Wald bei Kaisersesch (Foto: Ulrich Siewers PR)
Spätestens seit der Römerzeit war Kaisersesch
besiedeltes Gebiet. Neben einem Urnenfeld aus dieser Zeit und der besagten
Straßentrasse stand an der höchsten Stelle über dem heutigen Stadtgebiet ein
steinerner Wachturm, auf dessen Fundamenten
im Mittelalter die
Waldkapelle „Zur schmerzhaften
Muttergottes“
errichtet wurde.
Die Waldkapelle in der Nähe des Bahnhofs (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der historische Ortskern von Kaisersesch mit Resten der mittelalterlichen Stadtbefestigung und dem "Alten Rathaus" (Foto: Ulrich Siewers PR)
Urkundlich nachgewiesen ist
der Ort, der zunächst nur Esch hieß, seit dem 11. Jahrhundert. Seit 1294
diente er
Kurtrier
als Gerichtsort.
Um 1320 wurde die Siedlung mit Mauern, Tortürmen und Wallgräben stark befestigt
und erhielt Anno 1321 die Stadtrechte und wurde kurtrierisches Amt. Die
Stadtbefestigung wurde 1689 im
Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen
fast vollständig zerstört. Lediglich ein Turmstumpf (Turmgarten) ist heute noch
sichtbar erhalten geblieben. Zur Zeit der französischen Herrschaft verlor der
Ort seine alten Stadtrechte und war um 1800 nur noch
Mairie. Erst am 22.
November 1997 sollte Kaisersesch seine
Stadtrechte wieder erlangen.
Heute ist Kaisersesch mit seinen 3 000 Einwohnern
Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde gleichen Namens, die aus 17 Ortsgemeinden
besteht.
Die Kirche mit dem schiefen Turm
Die heutige katholische Pfarrkirche St. Pankratius
hatte bereits zwei Vorgängerbauten. Bereits seit 1332 existiert die Pfarrei. Der
quadratische steinerne Kirchturm mit seinem seltsam verdrehten Turmhelm stammt
aus dem 13. Jahrhundert.
Das Wahrzeichen der Stadt ist die Pfarrkirche St. Pankratius mit ihrem "Schiefen Turm" (Foto: Ulrich Siewers PR)
Im Jahre 177O war die dazu gehörende Kirche mit
Ausnahme des Turmes baufällig geworden. Mauern und Gewölbe zeigten starke
Risse.1777 wurde ein Neubau gefordert, der rund 3O Jahre beanspruchte. Er
überlebte unbeschadet die Zeit nach der französischen Revolution. Gegen Ende des
19. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus für die Gemeinde zu klein geworden.
Deshalb erhielt sie sie um die Jahrhundertwende durch den Architekten
Lambert von Fisenne ihr heutiges Aussehen im damals üblichen neuromanischen
Stil.
Bereits im frühen 16. Jahrhundert ist der "Schiefe Turm" auf Zeichnungen dargestellt (Repro: Ulrich Siewers PR)
In der Balduinstraße, im Schatten von St.
Pankratius, liegt das "Alte Gefängnis", im Volksmund auch "Prison" oder "Bullesje"
genannt. Das Gebäude hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Nutzungen und
Umbauten erfahren. Das ursprüngliche
Burgmannenhaus ist im Kern
noch mittelalterlich und birgt Teile der mittelalterlichen Stadtmauer.
Das alte Gefängnis wird auch als "Altes Rathaus" bezeichnet und die
Baujahreszahl 1730 über der Eingangstür bezieht sich auf das in leichtem
Fachwerk aufgesetzte Obergeschoss.
Aber schon eine alte Stadtansicht um 1566 zeigt die Lage des Gebäudes.
Das "Prison" im historischen Ortskern (Foto: Ulrich Siewers PR)
Das
ehemalige, kurfürstliche Amtsgebäude, das spätere Rathaus, lag im Schutze der
Stadtbefestigung mit dem Rathausplatz davor. Bis 1730 war das Untergeschoss
sowohl Gefängnis als auch Amtsstube. Die Amtsstube wurde nach dem Bau des
Obergeschosses 1730 nach oben verlegt. Als Kaisersesch 1795 mit dem Einmarsch der Franzosen
zur "Mairie" im neu
gebildeten Kanton Koblenz wurde, befand sich fortan ihr Sitz samt Gefängnis und
Polizeistation in diesem wichtigen Gebäude.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts geriet das "Gefängnis"
mehr und mehr in Vergessenheit und war vom Verfall bedroht. Erst seit dem 1. Mai
2002 dient das von der Stadt komplett renovierte "Alte Gefängnis" neuen
Aufgaben. Die alten Mauern beherbergen neben einem Heimatmuseum auch ein
"Pilgerzimmer" für müde Jakobspilger, die zum Grab des Apostels Jakobus des
Älteren nach Santiago de Compostela in Spanien unterwegs sind.
Das "Alte Rathaus" dient heute als Heimatmuseum und städtisches Nachtlager für müde Jakobspilger (Foto: Ulrich Siewers PR)
Ankunft des Triebwagens in Kaisersesch (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bereits die knapp einstündige Reise mit der Pellenz-Eifel-Bahn
von Andernach am Rhein hinauf nach Kaisersesch auf die Eifelhöhen ist ein
Erlebnis. Die stressfreie Fahrt im komfortablen Triebwagen führt durch die
hügelige Vulkanlandschaft der Pellenz zunächst nach Mayen. Von dort geht es über
kühne Viadukte hinunter ins Tal der Elz zum von Burgen gekrönten romantischen
Monreal, durch grüne Tallandschaften hinauf nach Urmersbach und weiter durch die
Wälder bis zum Bahnhof Kaisersesch.
Im modernen Dieseltriebwagen lässt sich die herrliche Eifellandschaft entspannt erleben (Foto: Ulrich Siewers PR)
Es lohnt sich, unterwegs immer wieder einmal
Station zu machen und die Zeit für einen Stadtbummel z. B..durch die Mayener Innenstadt oder
durch Monreal zu nutzen. Da die Züge tagsüber regelmäßig im Stundentakt
verkehren, ist die Fortsetzung der Reise problemlos. Auch die Mitnahme von Fahrrädern ist möglich.
Wem die Fahrt bis Kaisersesch zu kurz ist, steigt
in Kaisersesch einfach in den Zug der
Vulkan-Eifel-Bahn um. Während der Saison von Mai bis Oktober fährt diese
im Zweistundentakt mit historischen
Schienenbussen und aufgearbeiteten Personenzügen an Wochenenden und
Feiertagen weiter über Ulmen bis nach Gerolstein. Von dort aus gibt es
Anschlüsse zurück zum Rhein.
Rhein-Mosel-Eifel-Touristik (REMET) Tourismuszweckverband des Landkreises Mayen-Koblenz Bahnhofstr. 9 D 56068 Koblenz