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Mit seinem eindrucksvollen "Geweih" wirkt das Hirschkäfermännchen ziemlich bedrohlich (Foto: Ulrich Siewers)

Hirschkäfer (Lucanus cervus) können fliegen und schwärmen in warmen Juninächten besonders gerne in der Dämmerung. Oft finden wir (oder unsere Katzen) sie dann ziemlich ermattet während der kühlen Morgenstunden im Garten oder auf der Veranda. Das ist dann die beste Zeit für ein Foto, bevor die flinken Insekten von der Morgensonne gewärmt sich in Sicherheit gebracht haben.

Den männlichen Käfer zu erkennen dürfte auch dem Laien nicht schwer fallen. Seine geweihartig vergrößerten männlichen Oberkiefer, das „Geweih“, und seine auffällige Körpergröße von 7 bis 9 Zentimetern machen ihn zum wahren Riesen unter unseren heimischen Käferarten. Die Weibchen sind dank des fehlenden Kopfvorbaus deutlich kleiner (ca. 4 cm), haben aber ebenfalls ziemlich kräftig entwickelte Oberkiefer. Aber keine Angst, beide sind für den Menschen völlig ungefährlich!


Das Weibchen ist wesentlich kleiner und hat kaum Bedrohungspotenzial
(Foto: Ulrich Siewers)


Der urige Kopfschmuck dient dem Männchen vor allem als Waffe gegen Rivalen beim „ritterlichen“ Kampf um die Hirschkäferdamen. Diese „Turnierplätze“ sind bevorzugt wunde Baumstellen an alten Eichenstümpfen, aus denen ein gerbstoffreicher Saft austritt. Getötet wird bei diesem Kampf niemand: Gewonnen hat, wer seinen Gegner vom Platz „schubst“. Dabei kann es durchaus vorkommen kann, dass das anschließende „Rittergelage“ fatale Folgen für den Sieger hat. Wenn die Baumsäfte schon gären und dann die leckenden Hirschkäfer einen echten Rausch bekommen können sie sich dann nämlich nicht mehr richtig gegen fresslustige Vögel (Spechte, Eichelhäher, Elstern und Eulen) wehren. Die Damen sind bei dieser Gelegenheit meist erfolgreicher, weil sie sich nicht wie die wackeren Recken (meist vergeblich) auf ihr Geweih verlassen, sondern sich bei Gefahr einfach fallen lassen und nicht länger verfolgt werden.

Nach erfolgreicher Hochzeit und der Ablage der befruchteten Eier, bevorzugt in morschen Eichstümpfen, sterben die Elterntiere ziemlich schnell. Die daraus geschlüpften großen Käferlarven fressen sich dann über fünf bis sechs Jahre hinweg durch angefaultes Holz, das sogar aus alten Pfählen oder Eisenbahnschwellen bestehen kann.

Ein eindrucksvolles Video über das ritterliche Kräftemessen der Hirschkäfermännchen finden Sie >>> hier


Zwischen Mai und August kann uns auch ein naher Verwandter des Hirschkäfers über den Weg laufen. Er ist deutlich kleiner als dieser (20 -30 mm). Es ist der Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus), auch „Zwerghirschkäfer“ genannt. Er wird häufig mit dem Hirschkäferweibchen verwechselt.


Die kräftigen Oberkiefer des Balkenschröters sind sehr scharf und können sogar die Haut eines Menschen durchbeißen (Foto: Ulrich Siewers)

Die Männchen besitzen einen besonders großen und breiten Kopf mit fächerartigen Fühlern. Er ist genauso breit wie der Halsschild, bei den Weibchen hingegen deutlich schmaler. Die kräftigen Oberkiefer sind sehr scharf und können sogar die Haut eines Menschen durchbeißen. Die gerunzelte Flügeldecke ist dunkelbraun bis schwarz glänzend und leicht punktiert. Die Oberflächen von Kopf und Halsschild sind bei den Männchen rau. Die der Weibchen dagegen sind fein gepunktet.

Der Balkenschröter ist sowohl am Tage, wie auch nachts aktiv. Er ernährt sich in erster Linie von Baumsäften, welche er aufleckt. Zur Not verspeist er aber auch Blätter. Seine Entwicklung dauert über einige Jahre. Wie beim Hirschkäfer leben die Larven in morschem Holz, häufig im Totholz alter Eichen- oder Buchenstubben. Die Larven verpuppen sich nach 2 – 3 Jahren in einem kleinen Gehäuse aus Holz- und Erdteilchen. Im Spätsommer schlüpfen dann die Käfer und überwintern meist noch in der Puppenwiege. Erst im folgenden Frühjahr verlässt der Balkenschröter den Ort seiner Entwicklung. Bis zur Geschlechtsreife dauert es dann noch von Mai bis August.

Wie sein großer Verwandter gehört der Balkenschröter zu den geschützten Arten unserer Heimat.


Noch sind beide Arten im Osteifelraum recht verbreitet, aber gelten als gefährdet. Hirschkäfer und alte Eichen – das gehört irgendwie zusammen. Die Wärme liebenden Insekten finden in den Eichenniederwäldern am Rhein und im unteren Brohltal noch immer alte und morsche Stümpfe, in denen sich ihre Larven entwickeln können. Ersatzbäume etwa in Parks, Obstwiesen und Gärten werden dagegen immer seltener. Um die vorhandenen Bestände zu erhalten, sind vor allem die privaten Waldbesitzer gefragt. Wenn sie Eichenstämme zur Brennholzgewinnung fällen, sollten sie nicht bodennah, sondern etwa einen Meter über dem Boden ihre Säge ansetzen. Damit sichern sie nicht nur regelmäßigen Stockausschlag, sondern gewährleisten den Bestand des Hirschkäfers in der Zukunft.


Unterstützen Sie aktiv die Wissenschaft und damit den Natur- und Artenschutz in Rheinland-Pfalz und melden Sie Funde und Beobachtungen zum Thema Hirschkäfer online. Mehr Informationen finden Sie >>> hier

Einen Flyer mit sämtlichen Informationen zum Projekt als Pdf-Dokument zum Herunterladen gibt es >>> hier