Die kurvenreiche Nordschleife - hier am Eingang zum Brünnchen - ist bei privaten Sportfahrern sehr beliebt (Foto: Ulrich Siewers PR)
Seit fast 80 Jahren ist die legendäre Nordschleife die längste Rennpiste der Welt. Für viele Motorsportfreunde gilt sie als die schwierigste, gleichzeitig auch als die schönste aller Rennstrecken. Wieviele Millionen Besucher sie Jahr für Jahr in ihren Bann zieht, kann nur geschätzt werden, denn auch der kostenlose Blick über den Zaun lockt an einigen Streckenabschnitten die Fans zu Tausenden.
Es ist der Mythos Nürburgring, der sie auf vier oder zwei Rädern, mal als Einzelne, häufig auch in ganzen Gruppen in die Berge der Eifel führt. Wie die Kennzeichen an ihren Fahrzeugen verraten, kommen sie nicht nur aus ganz Europa, sondern sogar aus Übersee.
Volksfeststimmung bei den Zuschauern im Streckenabschnitt Brünnchen (Foto: WIKIMEDIA)
Was ist es, was die Menschen mit dieser Rennstrecke in der Eifel verbindet?
Die Nordschleife wurde 1927 eröffnet und ist der
älteste Teil der Rennstrecke Nürbungring. Wenn man volkstümlich vom „Ring“
oder respektvoll von der „Grünen Hölle“ spricht, dann ist damit
an erster Stelle die Nordschleife gemeint.
Ein Teil des Mythos hat gewiss etwas mit ihrer Geschichte zu tun. Mit dem Bau der Rennstrecke bekam die als strukturschwach und arm geltende Eifel einen internationalen Flair. Ob aus Neugierde, Sensationslust oder einfach nur aus Freude an der Abwechslung im Alltag strömten Menschen aus Nah und Fern zum "Ring". Angepasst an die Form der hügeligen Eifellandschaft, fiel es der einheimischen Bevölkerung nicht schwer, sich mit ihm zu identifizieren.
Der Name eines Mannes ist eng mit dem Mythos Nürburgring verbunden:Rudolf Caracciola. Der junge Mann aus dem nahen Remagen am Rhein war der erfolgreichste Pilot auf dem Nürburgring vor Ausbruch des 2.
Weltkrieges (1939 - 1945). Er hatte bereits 1927 das
Eröffnungsrennen/Eifelrennen gewonnen und siegte außerdem fünfmal
beim Großen Preis von Deutschland (1928, 1931, 1932, 1937 und 1939) und
weitere dreimal beim Eifelrennen (1931, 1932 und 1935). Ein Gedenkstein an der Einfahrt zum alten Fahrerlager erinnert heute an den berühmten deutschen Motorsportler mit dem italienischen Namen.
Der von der Hitlerdiktatur ausgelöste 2. Weltkriegs war die schmerzlichste Zäsur in der Geschichte des Nürburgrings. Sein Ende bedeutete für die Menschen in der Eifelregion eine große Erleichterung und ließ die Hoffnung auf bessere Zeiten keimen.
Zuschaueridylle am Adenauer Forst in den Nachkriegsjahren (Repro: Ulrich Siewers PR)
Mit den Jahren des Wirtschaftswunders ging es auch mit dem Motorsport am Nürburgring wieder bergauf. Bereits im Jahr 1947 startete mit dem „Eifel-Pokal-Rennen“ eine neue Nürburgring- Ära. Statt mit der Ring-Card wie heute bezahlte der Zuschauer damals 5 Reichsmark Eintritt und bekamm dafür sogar noch einen Verzehrbon für Wein, Wurst und Brot. Das waren noch Zeiten!
Vier Jahre später, im Jahr 1951, startet erstmals seit dem 2. Weltkrieg die erste Formel-1-Weltmeisterschaft am Ring. Ab sofort ist er wieder international. 1954, beim Großen Preis von Europa, werden mehr als 400.000 Zuschauer geschätzt. Der Argentinier Juan Manuel Fangio siegt und wird zum Motorsport-Idol der Fünfzigerjahre. Mit dem berühmten Mercedes "Silberpfeil" gewinnt er vier Jahre in Folge den Großen Preis von Europa.
Legenden am Ring vereint - Juan-Manuel Fangio im "Silberpfeil" am 16.08.1986 (Foto: Lothar Spurzem, WIKIMEDIA)
Neue populäre Fahrer wie der Belgier Jackie Icks sorgten 1969 für Massenandrang bei den
Motorsportveranstaltungen. Autorennen werden beliebter denn je – die Fahrer wurden wie Popstars bejubelt. Zum Höhepunkt des Jahres geriet der Große Preis von Deutschland,
den Jackie Ickx für sich entscheiden konnte. Wer hätte damals geglaubt, dass die
Nordschleife als Grand-Prix-Strecke in Frage gestellt werden könnte? Doch
bereits ein Jahr später war es soweit: Nach einer Serie schwerer Unfälle im
GP-Sport forderten mehrere Fahrer eine umfangreiche Umgestaltung der Grünen
Hölle, wie die Strecke mittlerweile ehrfurchtsvoll von den Fahrern genannt wurde.
Niki Lauda im Ferrari kurz vor seinem schrecklichen Unfall (Foto: Lothar Spurzem, WIKIMEDIA)
In der
Folge wurden entlang der Strecke 17 Millionen Mark in Seitenstreifen, Fangzäune
und Leitplanken investiert. 1971 gab es daher erneut einen Grand Prix. Über
130.000 Zuschauer umjubelten den Sieger Jackie Stewart. Doch der hohe Anspruch,
den die Nordschleife an die Fahrer stellt, blieb weiterhin ein Thema. Ein furchtbares Drama beendet die Formel 1-Ära der Nordschleife. Während des Rennens am 1. August 1976 verunglückte Niki Lauda schwer. Der Nürburgring
verlor erneut seine Formel-1-Zulassung.
Das Caracchiola-Karussel mit der Steilkurve (Foto: Nürburgring Pressestelle)
Die Sicherheit der Fahrer und insbesondere auch der Zuschauer wird von den Verantwortlichen am Ring und den Motorsportveranstaltern seit Jahren sehr ernst genommen. Aus diesem Grund mussten einige der "klassischen" Rennveranstaltungen der "Grünen Hölle" für immer den Rücken kehren.
Seit der Eröffnung der modernen Grand-Prix-Rennstrecke 1984 fahren die
internationalen Profi-Rennserien nur noch dort. Dasselbe gilt auch für die meisten nationalen Serien. Die Serientourenwagen
und insbesondere die Breitensport-veranstaltungen für Amateure
bevorzugen weiterhin die abwechslungsreichere Nordschleife.
Die "Grüne Hölle" war von Anfang an Austragungsort teils spektakulärer Motorrad-Wettbewerbe. Der letzte Grand Prix zur Motorrad-Weltmeisterschaft fand 1980 statt. Seit 1994 wurden wurden alle Wettbewerbe für Motorräder auf der Nordschleife aus Sicherheitsgründen eingestellt.
Gesamtsieger des 24-Stunden-Rennen am Nürburgring 2007 - Manthey Racing
Porsche 997 GT3 RSR (Foto: M.Horath WIKIMEDIA)
Seit 1970 bildet das Internationale ADAC-24-Stunden-Rennen
für Tourenwagen den Saisonhöhepunkt auf der Nordschleife. Es wird alljährlich auf
der bis zu etwa 26 km langen Kombination von GP-Strecke und Nordschleife
durchgeführt. Hier nehmen bis zu 800 Amateure und Profis auf über 200 Autos
teil >>> mehr
Großen Zuspruch bei den Motorsportbegeisterten
finden die Rennen zum VLN-Langstreckenpokal, die zehnmal im Jahr stattfinden. Dabei
kommen seriennahe Tourenwagen zum Einsatz. Sie werden wie die 24-Stundenrennen
in einer, allerdings kürzeren, Kombination von Nordschleife und Grand Prix-Strecke
ausgetragen >>> mehr
Bei den Langstreckenrennen kommen seriennahe Tourenwagen zum Einsatz (Foto:Matthias Zepper/WIKIMEDIA)
Ferrari GTO von 1960 (Foto:Lothar Spurzem/WIKIMEDIA)
Bei Oldtimer-Wettbewerben wie z.B. beim alljährlich stattfindenden ADAC-Eifelrennen kommen die Klassikerfreunde des Motorsports voll auf ihre Kosten. Vom historischen Formel 1-Auto
über Tourenwagen und GT-Boliden der Renngeschichte wird alles geboten. Teils finden die Rennsport-Veranstaltungen noch auf der legendären Nordschleife statt, teils schon auf dem neuen Grand Prix-Parcours.
Ohne Tempolimit unterwegs durch die Grüne Hölle (Foto: Ulrich Siewers PR)
Von Anfang an durfte die Strecke auch abends
oder an rennfreien Wochenenden
gegen Gebühr von Jedermann mit einem Straßenfahrzeug befahren
werden.Heute sind die so genannten "Touristenfahrten" auf der legendären
Nordschleife nicht nur eine gute Einnahmequelle für den Betreiber der
Rennstrecke, sondern auch für die gesamte Region rund um den
Nürburgring.
Die Zufahrt liegt im Nereich der Döttinger Höhe bei Nürburg. Wer auf der Nordschleife sein fahrerisches Können beweisen oder einfach mal die technischen Möglichkeiten seines Fahrzeugs kennen lernen möchte, muss sich an klare Spielregeln halten. Es dürfen nur solche Fahrzeuge auf die Strecke, die auch für den normalen Straßenverkehr zugelassen sind. Darauf wird bei der Einfahrtskontrolle genau geachtet. Die Strecke ist nur in einer Richtung befahrbar und die Fahrer haben den Anweisungen der Streckenposten Folge zu leisten. Das Tempolimit bestimmt der Fahrer selbst...
Für alle Fragen steht das Team des Nürburgrings gerne zur Verfügung: