Stirbt ein Baum wie diese alte Buche, bietet er Lebensraum für neues Wachstum (Foto: Ulrich Siewers)
Urwald definiert das Lexikon als "die natürliche und
ursprüngliche Form des Waldes, ehe der Mensch gestaltend eingreift". Um in
unseren heimatlichen Gefilden einen über Jahrhunderte lang bewirtschafteten
Forst wieder in einen Urwald zurückzuverwandeln bedarf es einigen Mut und vor
allem sehr viel Zeit.
Im Bereich des Forstamts Ahrweiler hat man vor gut
einem Jahrzehnt die ersten Schritte zu diesem langwierigen Prozess eingeleitet.
Im Staatsforst Etscheid bei Boos (Kreis Mayen-Koblenz) haben Motorsäge und Axt
ausgedient. Auf mehr als 40 Hektar Waldfläche bestimmt künftig ausschließlich
die Natur die weitere Entwicklung. Die Verjüngung des Waldes erfolgt
ausschließlich durch natürlichen Anflug von Samen an solchen Plätzen, an denen
alte Bäume umstürzen und so dem Nachwuchs Platz schaffen.
Der "Matzengraben" ist ein Biotop, in dem sich Greifvögel wie der Waldkauz oder der Wespenbussard zuhause fühlen (Foto: Ulrich Siewers)
Im toten Holz der gefallenen Riesen entsteht
schnell mannigfaches Leben. Insekten, die jetzt keine Forstschädlinge mehr
sind, Moose, Flechten und Pilze verwandeln das Holz in kurzer Zeit zu
wertvollem Humus. Die abgestorbenen Stämme bieten außerdem ideale Kinderstuben
für Spechtfamilien, deren Wohnhöhlen auch gerne von Fledermäusen als
Winterquartier genutzt werden. Im Wurzelgeflecht alter Eichenstubben findet die
Wildkatze ihr Versteck, das sie nicht selten mit einem anderen wehrhaften
Waldbewohner, dem Hirschkäfer teilt. Pilze, Insekten und andere Kleinlebewesen leben im Totholz der umgestürzten Bäume (Foto: Ulrich Siewers)
So könnte sich aus einem Wirtschaftswald im Laufe
der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte wieder so etwas wie ein Urwald mit
artenreicher Flora und Fauna entwickeln, den wir sonst nur aus entlegenen Orten
außerhalb unseres Landes kennen.
Im Naturwaldreservat Etscheid sind Wanderer und
Spaziergänger ausdrücklich willkommen. Wer uns auf dem Rundweg 2 von Boos in
den Etscheid begleitet, findet diese Einladung auf einer großen Informationstafel
am Wegrand. Gewisse Spielregeln müssen allerdings unbedingt eingehalten werden. Es gilt: Die Wege sollten nicht verlassen werden, keine Pflanzen,
Pilze oder Tiere entnommen, beschädigt oder eingebracht werden und jegliche
Störung der wild lebenden Tiere soll unterbleiben. Hunde dürfen deshalb nur
angeleint durch das Naturreservat geführt werden. Für Geo-Cacher ist das Naturwaldreservat eine absoluteNO-GO-AREA!
Der markierte Rundweg 2 beginnt am Rand des
Gewerbegebiets (Sportplatz) etwas außerhalb von Boos und beschreibt auf gut
sechs Kilometern einen großen Bogen um das Kerngebiet des Naturwaldreservats.
Ein Abstecher im Anschluss hinüber zum "Booser Eifelturm" auf dem Schneeberg
(558 Meter) lohnt sich.
Die Aussicht vom "Booser Eifelturm" ist grandios (Foto: Ulrich Siewers)
Wer sich die Mühe macht, den 25 Meter hohen, aus
heimischem Holz erbauten Aussichtsturm zu erklimmen, wird mit einem
atemberaubenden Panoramablick belohnt, der vom Hochkelberg im Südwesten über
das Booser Doppelmaar, der Nürburg, der Hohen Acht (mit 747 Metern der höchste
Berg der Eifel,) über das gesamte Gebiet der Vordereifel mit ihren
charakteristischen Vulkankuppen auf das fruchtbare Maifeld und den dunklen
Höhen des Hunsrücks südlich der Mosel reicht.
Start /Ziel:
Parkplätze im Ortskern oder im Gewerbegebiet (Sportplatz) von Boos,
Wanderparkplatz am Schneeberg Distanz:
12 km Schwierigkeitsgrad:
leicht Einkehrmöglichkeiten:
Wirtshaus "Zur Quelle" in Boos Anfahrt
Mit dem Auto:
A 61 Ausfahrt Mendig, Ortsumgehung Mayen, B 258 Richtung Nürburgring, Abzweig
hinter Kreuznick links B 410 Richtung Kelberg, Boos